Nur etwa 550 Einwohner leben ganzjährig auf der südlichsten dänischen Wattenmeerinsel, die für viele regelmäßiges Urlaubsziel und Sehnsuchtsort darstellt. Während es in den Sommermonaten mit Besuchern gefüllt ist, überzeugt sie im Winter durch Stille, Leere und unglaubliche Ausblicke.
Von Hamburg-Altona aus benötigt man bei normaler Anreise nur knapp drei Stunden, was ja quasi um die Ecke ist. Kein Wunder also, dass die Insel viel Besuch vor allem von Deutschen erhält. Ferienhäuser gibt es von der einfachen Hütte bis zur großen Luxusunterkunft, dazu einige Campingplätze und natürlich Wohnmobilstellplätze. Dazu kommt ein Strand, der alles übertrifft und den man mit dem Auto befahren kann. Das machen auch die meisten und es gibt gerade in der kalten Jahreszeit kaum etwas Schöneres, als in seinem Auto zu sitzen, ganz vorne am Meer und einen heißen Tee zu trinken nach einem langen Spaziergang. Der Strand der Insel ist das große Pfund, aber auch abseits davon ist die Natur einzigartig mit weiter Dünenlandschaft, Wäldern und Heidepflanzen.
Römö, dänisch Rømø, ist die südlichste Nordseeinsel an der dänischen Westküste und auch über Sylt mit der Fähre zu erreichen. Der meistgenutzte Anfahrtsweg ist allerdings der Römödamm, der die Insel mit dem Festland verbindet. Er wurde zwischen 1938 und 1948 erbaut und ist etwas mehr als neun Kilometer lang. Der Ausblick vom Damm aufs Wattenmeer ist zu jeder Jahreszeit ein Highlight. Ein Radweg ist übrigens integriert, so dass eine Anreise mit dem Fahrrad auch bestens möglich ist. Um die 3000 Fahrzeuge überqueren den Damm täglich im Jahresdurchschnitt, wobei es im Sommer natürlich etwas wuseliger ist als in den Wintermonaten.
Hat man den Damm passiert, dann sind es noch gut drei Kilometer bis nach Lakolk, wo man bequem mit dem Auto auf den Strand fahren kann. Kurz vor dem Strand ist aber auch ein kleines Einkaufszentrum mit Boutiquen, Supermarkt und Cafés. Hier gibt es auch Toiletten, einen großen Parkplatz und sogar E-Ladestationen.
Römö ist um die 130 km² groß, wobei die genaue Größe gar nicht angegeben kann, weil die Grenze fließend zwischen Meer und Land verläuft. Außerdem wächst Römö jährlich durch Sandanspülungen an, die größtenteils von der Insel Sylt stammen. Immerhin sind fast 40% der Insel Sandflächen, der Rest der Insel ist bewachsen und Dünen machen knapp 25% aus.
Kurz ein geschichtlicher Überblick:
Die Insel gehörte früher dem St. Knud-Kloster in Odense, wo sie erstmals um 1200 erwähnt wurde. Während der Süden von 1544 bis 1864 eine Königliche Enklave war und zum Königreich Dänemark gehörte, befand sich der nördliche Teil in den Händen des Herzogtum Schleswig.
Im 16. Jahrhundert etablierte sich ein Hochseehafen und die Seefahrt war der wichtigste Wirtschaftsfaktor. Danach brachte der Walfang großen Reichtum nach Römö, immerhin waren um die 40 Kapitäne auf der Insel beheimatet. Nachdem der Glattwal fast ausgerottet war, folgte auf die ertragreichen Jahre dann das Gegenteil und viele Bewohner zogen von der Insel weg.
Ende des 19. Jahrhunderts kam dann schon der Tourismus nach Römö und vor allem nach dem Bau des Römödammes Mitte des 20. Jahrhunderts war der Massentourismus nicht mehr zu bremsen. Während des Zweiten Weltkrieges war die Insel von der Deutschen Wehrmacht besetzt. Bunkeranlagen sind heute noch Zeitzeugen der Kriegsjahre und können im Rahmen von Führungen besucht werden. Noch heute befindet sich ein militärischer Übungsplatz im Norden der Insel, der allerdings seit 1954 vom dänischen Militär genutzt wird. Es ist immer ratsam, die Dünenlandschaft zu beobachten, denn wenn rote Signalkugeln gehisst sind, dann findet gerade eine Übung statt. Heute werden Piloten auf Römö ausgebildet. Wer sich etwas für diese geschichtliche Vergangenheit interessiert, dem sei ein Stopp in der Tvismark Plantage empfohlen. Etwa mittig zwischen Römödamm und Lakolk fährt man mittendurch und es gibt genügend Parkplätze. 15 Bunker sind hier auf kurzen oder längeren Spaziergängen zu entdecken.
Neben dem kleinen Zentrum am Lakolk-Strand gibt es im südlichen Havneby den größten Hafen der Insel zu besuchen, der 1964 eingeweiht wurde und von dem aus man heute per Fähre nach List auf Sylt übersetzen kann. Während man im 19. Jahrhundert große Pläne mit Havneby hatte, um einen Exporthafen zu bauen, wurde aus dem Vorhaben nach dem Bau des Römödammes nichts mehr. Einige wenige Fischer gibt es vor Ort noch, die regelmäßig nach Muscheln und Garnelen fischen. Allerdings sollte man bei einem Besuch nicht zu viel erwarten, denn auch hier gibt es große Ferienhaussiedlungen und wenige Dauereinwohner.
Römö ist wirklich zu jeder Jahreszeit ein Besuch wert. Am besten lässt sich die Insel mit dem Rad erkunden und auch einige Wanderwege sind vorhanden. Gleich nach Ankunft auf der Insel ist unübersehbar an der ersten Ampel die Tourist-Info, wo ein Stopp absolut zu empfehlen ist.
Zwei Veranstaltungen sind bei vielen Besuchern dick im Kalender eingetragen. Das Römö Motor Festival im August und das Drachenfest im September. Beide ziehen unzählige Besucher an. Bei beiden sollte man wirklich sehr früh anreisen, ansonsten hat man Pech und man steht im Rückstau, der auch gerne mal bis auf dem Damm führen kann.
Top-Sehenswürdigkeiten:
- Der Strand von Lakolk und Sønderstrand, der einer der größten in Skandinavien ist.
- Römödamm, der mitten durchs Wattenmeer fährt und zahlreiche wundervolle Ausblicke garantiert. Parkbuchten vorhanden und Radweg ebenso.
- Bei Juvre befindet sich ein Walzaun, der einer der Highlights der Insel darstellt. Walknochen dienten früher als Holzersatz, denn die Insel war nicht sehr bewachsen.
- Die Tvismark Plantage mit knapp 15 ehemaligen Bunkeranlagen. Ein schönes Gebiet, durch das man locker spazieren kann.
- Das Wattenmeer ist überall und zahlreiche Führungen werden angeboten. Unter anderem auch zu den Austernbänken. Im dänischen Ribe gibt es dann auch noch das Nationalparkzentrum, das sehr sehenswert ist.
- Das Naturzentrum Tønnisgard zeigt eine sehenswerte Ausstellung und bietet diverse Führungen an.
- Ursprünglich als Seenotrettungsstation erbaut, ist die Feuerwache Kirkeby südlich der Kirche errichtet worden.
- Mitten in der Kirkeby Plantage befindet sich die 19 Meter hohe Düne Spidsbjerg, von dessen Aussichtsplattform man einen grandiosen Blick hat. Sie ist allerdings nur zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu erreichen.
- Das Café und Antikmarkt Hattesgaard mit einer unglaublichen Kuchen und Tortenauswahl (Hattesvej 17, 6792 Römö)
Mehr Infos: www.romo-tonder.dk
Text und Bilder sind urheberrechtlich geschützt und dürfen ohne meine Zustimmung nicht verwendet werden.