Vogelzug – Viel Besuch am Wattenmeer

Jedes Jahr im Frühjahr und Herbst sind Millionen Vögel unterwegs in ihre Brut- und Überwinterungsgebiet. Dabei kommen sie auch in Nordfriesland vorbei, oder besser gesagt am Wattenmeer, das einen wichtigen Punkt auf ihren Flügen markiert. Sie sind auf der „Ostatlantischen Route“ unterwegs, wo sich die Brutgebiete in Grönland oder Sibirien/Russland befinden.

Wenn der Nachwuchs flügge ist, müssen sie gleich auf eine lange Reise gehen, denn in den Brutgebieten wird es im Winter zu kalt zum Überleben. Daher suchen sich die Vögel einen wärmeren Platz im Süden und kehren erst zum Brüten wieder zurück. Einige von ihnen fliegen bis nach Südafrika, wobei sie dabei Windströmungen nutzen, um ihr Ziel zu erreichen, lassen sich aber bei veränderten Verhältnissen nicht vom Weg abbringen. Die Vögel sind teilweise so hoch unterwegs, dass man sie mit bloßem Auge nicht erkennen kann und natürlich wird auch in der Nacht geflogen, so dass Menschen das gar nicht unbedingt mitbekommen müssen, dass sie unterwegs sind. Die Küstenseeschwalbe legt hierbei den längsten Weg zurück, sie pendelt zwischen Nord- und Südpol. Der Vogelzug birgt eine Menge Gefahren für die Tiere. Neben den natürlichen Feinden sorgen Unwetter und der Eingriff von Menschen für die meisten Todesfälle. So sammeln sich an der östlichen Adria jährlich unzählige Vogeljäger, die Unmengen an Vögeln abschießen. Zwar sind auch dort in den letzten Jahren die Bedingungen für Vögel verbessert worden, Abschüsse werden aber so gut wie gar nicht bestraft und finden weiterhin statt.

Umso wichtiger ist es, die Vögel an der deutschen Nordseeküste zu schützen und die Wichtigkeit der Schutzzonen zu vermitteln. Während der Zeit des Vogelzuges sind im Wattenmeergebiet noch mehr Vögel wie zu anderen Zeiten zu beobachten. Sie nutzen die Region, um eine Pause einzulegen und die Energiereserven aufzufüllen oder zu mausern, also ihr Federteil zu erneuern. Das Nahrungsangebot reicht für alle und sorgt dafür, dass nach einigen Wochen der Großteil gestärkt weiterfliegen kann. In Nordfriesland steht der Besuch der Vögel, hauptsächlich der Nonnengänse im Konflikt mit der heimischen Landwirtschaft. Die Gänse halten sich tagsüber gerne in den Kögen auf, um dort das frische Grün von den Feldern zu fressen und sie mit ihrem Kot zu verunreinigen. Abends ziehen sie meist ans Meer zurück, wo sie vor Feinden wie dem Fuchs oder Marderhund besser geschützt sind. Das Land Schleswig-Holstein zahlt den Landwirten jährlich Millionen als Ausgleich zu den abgefressenen Feldern.

In den letzten Jahren ist es vermehr aufgetreten, dass Vögel auch den Winter am Wattenmeer verbracht haben. Das Phänomen des Vogelzugs ist wissenschaftlich immer noch faszinierend. Erst zum Ende des 19. Jahrhunderts fing man damit an, Vögel zu Beringen, um nachvollziehen zu können, wo sie hinfliegen und welche Routen sie dafür nutzen. Im heutigen Zeitalter sind einige Tiere auch mit Sendern ausgestattet, deren Flug Wissenschaftler online verfolgen können. Seit Ende der 1980er Jahre werden die Bestände bei uns in regelmäßigem Turnus gezählt, um die Populationen zu beobachten. So ist es möglich nachzuvollziehen, dass beispielsweise die Bestände der Austernfischer, Säbelschnäbler und Alpenstrandläufer abnehmen, die der Löffler, Nonnengans oder Sanderling dagegen zunehmen.

Mehr Infos findest Du auch auf dieser Seite:

Unter anderem gibt es hier Vogelbeobachtungen mit zertifizierten Guides: https://www.nationalpark-wattenmeer.de/sh/vogelbeobachtung/

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